[08.11.2003]
„Ohne Engel geht gar nichts!“ - Scherenschnitte
Christiane-Latendorf-Ausstellung vom 12. November bis 30. Januar 2004
Unter dem Titel „Ohne Engel geht gar nichts!“ zeigt die GALERIE IM REGIERUNGSPRÄSIDIUM DRESDEN in Zusammenarbeit mit dem Ernst-Rietschel-Kulturring e.V. vom 12. November bis 30. Januar 2004 Arbeiten von Christiane Latendorf, die sich in farbigen Scherenschnitten auf vielfältige Weise mit dem Phänomen „Engel“ beschäftigen.
Lebensstationen ...
1968 am 12.12. in Anklam geboren
1975 – 85 Schulbildung
1985 – 87 Lehre zur Apotheken-Facharbeiterin
1987 – 88 Arbeit im Beruf
1988 – 91 Studium zur Pharmazie-Ingenieurin in Leipzig; Gleichzeitig Abendstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
1991 – 92 Arbeit als Pharmazie-Ingenieurin
1992 – 97 Studium der Malerei/Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden
1997 Diplom mit Auszeichnung
Von 1997 an Freischaffende Malerin und Grafikerin in Dresden und Anklam
1993 – 2. Preis im Plakatwettbewerb HfBK Dresden
1995 – 1. Preis im Plakatwettbewerb zum Thema Toleranz (UNESCO, Planeta
AG und HfBK Dresden)
Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
Die Künstlerin Christiane Latendorf ...
Ein großes Talent verweist auf die Wurzeln einer besonderen Kindheit und Jugend. Hier ist bereits alles angelegt, was sich nach und nach entfaltet, über die Schrecknisse einer gewollten oder unbeabsichtigten Verhinderung hinweg. Christiane Latendorfs Bezug zur Kunst, jener Anfangspunkt ihrer künstlerischen Entwicklung, keimte in einem Kinderzeichenbuch, das sie ständig mit sich führte und worin sie ihre ersten Eindrücke von der Welt festhielt. Wie andere als Kind die Nähe einer Puppe oder eines ihm lieb gewordenen Gegenstandes brauchten, so wurde diese Art infantiler Fetisch zum Appell eines „nulla dies sine linea“ der sie schließlich in die Arme der Kunst führte.
Ihr Gegenstand ist die Welt des Kreatürlichen, aber auch des Menschen.
Zu allem besteht eine innige Beziehung. Nichts ist angelesen, alles selbst erfahren. Und dort, wo man die Grenzen zu dem Reich des Unbekannten, Imaginären, Unerklärlichen findet, ist sie zu Hause wie im hiesigen. In dieser und in jener Welt gibt es keine Bedrohlichkeiten, nur ein sanftes, manchmal verwundertes Staunen.
Es ist, als zerschnitte Christiane Latendorf ihre Seele, um sie schließlich wieder neu zusammenzusetzen: Zu rätselhaften Gesichtern, Figuren, Tieren. Die Scherenschnitte von ihr sind eigentümlich liebevolle Antworten auf das Leben und sich ihr stellende existentielle Fragen. Dabei nimmt sie das Leben keineswegs leicht, wie es die scheinbar mühelos wirkenden Papierschnitte vermuten lassen, In ihrer Heimat Anklam, dem Peene-Tal, atmet sie die freie Luft eines der letzten aller deutschen Paradiese: Tiere und Pflanzen zwischen Kummerower See und Peene-Mündung leben dort noch unbedroht. In der Verbindung zwischen dem Ort der Kindheit und Dresden verwirklicht die Künstlerin ihren Traum von Kunst und Natur. Glück ist für sie die Liebe zu allen Dingen, wo doch Seele in ihnen wohnt. Von dort her kommt Frieden und zeigt sich als Achtung und Ehrfurcht vor dem Geringsten.
In Christiane Latendorfs Arbeiten ist immer ein seltsamer Animismus eingeschrieben, der selbst vor toten Dingen nicht halt macht und sie beseelt.
Die Künstlerin meidet aber das Vordergründig-Symbolische. Alles in ihren Arbeiten ist für sie geschehen und wahr. Spirituelle Erfahrung und Energie haben sich übertragen, sich im Kunstwerk realisiert und wirken als deren Gleichnisse im Betrachter fort.
Heinz Weißflog